Ein Blick hinter die Kulissen

Frage: Wie kommt´s, dass du hier in der Werkstatt der Bahn arbeitest?

Timm: Also, ich bin eigentlich gelernter Metallblasinstrumenten-Macher. Da fragt man sich jetzt wahrscheinlich: Wie verschlägt es jemanden mit dieser Ausbildung zur Bahn? Ich habe lange Zeit nach einem Unternehmen gesucht, bei dem ich richtig ankommen kann. Das war leider in meinem Ausbildungsbetrieb nicht möglich. So bin ich irgendwann auf die Dresdner Werkstatt aufmerksam geworden. Dort habe ich eine Lehre zum Elektroniker für Betriebstechnik gemacht, bin übernommen worden und bis heute geblieben. Und ich kriege auch immer neue Aufgaben und möchte deshalb auch weiter gerne hierbleiben.

Frage: Warum sind eigentlich die WCs so häufig kaputt?

Timm: Ja, das liegt daran, dass da alles Mögliche reingeworfen wird. Da ist nicht immer das drin, was da hineingehört. Wir holen beim Entleeren manchmal Sachen aus dem WC, die man normalerweise als Kleidung am Körper trägt.
 

Frage: Was sind die häufigsten Defekte, die du reparieren musst?

Timm: Das Häufigste, was wir reparieren, sind defekte Radsätze und Motoren. Radsätze sind normale Verschleißteile. Sie gehen kaputt, weil irgendwas härter sein muss, die Schiene oder das Rad. Und dann entscheidet man sich für das Rad, weil es günstiger ist, die Räder zu tauschen als komplette Schienen auszuwechseln. Und Motoren gehen kaputt, weil sie einfach ununterbrochen laufen müssen.

Frage: Wie sieht ein typischer Alltag als Triebfahrzeugführerin aus?

Linda: Meist beginnt der Dienst mit der Vorbereitung der Züge, also dem bremstechnischen Vorbereitungsdienst. Da muss ich schauen, dass alle Sicherheitseinrichtungen auch funktionieren. Dann gehe ich generell durch die Wagen und prüfe, ob alles vorhanden und einsatzfähig ist.

Häufig sind dann noch Rangierarbeiten notwendig, d.h. ich muss den Zug vom Abstellbahnhof zu der Station rangieren, von der er starten soll. Dann fahre ich meine Touren und hinterher führe ich genauso wie zu Beginn den Abschlussdienst durch.

Frage: Wer bestimmt eigentlich, wie oft ein Zug fährt?

Linda: Das machen die Besteller, also der VVO als Aufgabenträger für den Großraum Dresden und der ZVNL für den Großraum Leipzig. Sie bestellen die Zugleistungen und danach setzen wir die Züge ein und fahren die Leistungen.

Frage: Wieso fahrt ihr nicht einfach mit großen Doppelstockzügen zwischen Leipzig und Dresden?

Linda: Das kommt immer darauf an, auf welchen Fahrzeugtyp sich bei Abschluss der Verkehrsvertrags geeinigt wurde. Und gerade auf dem RE50 ist das halt eben die Baureihe 442, der Talent und nicht der Doppelstockzug*. Platztechnisch nicht so schön, das stimmt.

Manchmal ist es auch so, dass kleinere Züge eingesetzt werden, bevor eine Fahrt ausfallen muss. Weil Ausfall für die Fahrgäste natürlich besonders unerfreulich ist.

Frage: Warum sind Züge manchmal zu spät? Waren die dann nicht schnell genug?

Linda: Das kann viele verschiedene Ursachen haben. Es kann passieren, dass bei der Vorbereitung des Zuges Störungen auftreten. Die sind so im Zeitmanagement nicht vorgesehen. Das kann etwas am Zug oder auf der Strecke sein, beispielsweise dass eine Weiche gestört ist oder Signale nicht bedient werden können.

Oder es liegt an anderen verspäteten Zügen, auf die wir natürlich gerne warten wollen, damit die Fahrgäste ihren Anschluss erreichen.

Frage: Was macht eine Leitstelle eigentlich?

Marcus: Wir als Leitstelle sorgen dafür, dass der tägliche Betrieb läuft. Dazu gehören Fragen wie: Welche Lok wird mit welchem Wagenzug eingesetzt oder welcher Triebwagen passt auf welche Zugleistung? Außerdem planen wir unsere Personale, egal ob das Lokführer, Kundenbetreuer oder Lokrangierführer sind.

Im Fall eines Störungsgeschehens kümmern wir uns darum, dass der Betrieb schnell wieder eingefädelt oder zumindest notdürftig weiter betrieben wird.
 

Frage: Was passiert, wenn ein Lokführer mal krank wird?

Marcus: Das kommt darauf an: Habe ich Personal, um die kranke Person sofort zu ersetzen – also habe ich Bereitschaft im Hintergrund? Wenn nicht, dann werden Dienste zusammengestrichen und es gibt eine Priorisierungsliste, welche Zugleistung man ausfallen lassen muss, damit eine höher priorisierte Linie weiterhin fahren kann.

Frage: Vor allem am Wochenende sind Züge häufig sehr voll. Kann man dieses Problem nicht dadurch lösen, dass ihr einfach noch einen Zug dranhängt?

Marcus: Einfach verlängern kann man Züge leider nicht. Wir halten an Bahnhöfen mit begrenzter Bahnsteiglänge, sodass die Fahrgäste gar nicht an jeder Station aussteigen könnten. Auch haben wir nur begrenzt Fahrzeuge zur Verfügung. Zudem brauchen wir für die Verlängerung von Zügen auch immer Personal - für die Überführung zum entsprechenden Bahnhof. Ein zusätzlicher Wagen muss in die Mitte eines Zuges gesetzt werden, da sich vorn die Steuerung und hinten die Lok befindet. Bei Triebwagen funktioniert das einfacher, aber da ist nicht jede Baureihe mit jeder kompatibel.

Frage: Was ist dir wichtig bei deiner täglichen Arbeit als Kundenbetreuer?

Markus: Ich bin Kundenbetreuer und als solcher auch sehr gern für die Fahrgäste da. Ich berate zu Tickets und Tarifen und gebe gern auch Tipps zu Sehenswürdigkeiten in der Region. Zum Beispiel für den RE 50 Saxonia Express: Da liegt Riesa auf unserer Strecke, das zum einen für seine Nudeln, aber auch für den Stahlbau bekannt ist. Dann fahren wir weiter nach Oschatz. Dort gibt es eine reizvolle Schmalspurbahn. Also, solche Sehenswürdigkeiten empfehle ich dann den Reisenden.
 

Frage: Wie gehst du in stressigen Situationen vor?

Markus: Wenn wir an irgendeinem Bahnhof stehen und irgendwas auf der Strecke vorgefallen ist, bin ich bemüht, den Fahrgästen die Informationen zu geben, die mir zur Verfügung stehen. Ich bin auch im engen Austausch mit dem Lokführer bzw. mit dem Triebfahrzeugführer. Dann laufe ich durch den Fahrgastraum und bin für die Fahrgäste da. Ich zeige damit Präsenz und signalisiere, dass man mich jederzeit ansprechen kann. Draußen auf dem Bahnsteig natürlich auch.